Tom und Jerry

«Fortsetzung folgt» hätte es am Schluss des letzten Beitrages heissen müssen.

Tatsächlich raschelt es spätabends unter dem Beifahrersitz. Xiaoyan fährt immer im Fond bei Lina mit. So ist der Beifahrersitz mit viel Gerümpel belegt. Campingstühle und ein Gasgrill, welche und welchen wir noch nie benutzt haben. Und anderes. Das Zeugs werde ich am Morgen mal rausräumen müssen, denke ich. Irgendmal wird’s still und wir schlafen allmählich ein.
Um 2:00 Uhr morgens weckt mich Xiaoyan. Sie hört es rascheln in der Ablage über dem Kühlschrank. Xiaoyan MUSS raus. Lina schläft tief.
Ich packe die Taschenlampe und beginne die Winkel auszuleuchten. Und da blinzelt mich Jerry an. Er verzieht sich in einen Spalt, den ich von der anderern Seite her ausleuchten kann. Jerry begreift, dass er in einer Zwickmühle steckt. Ich beginne Lebensmittel auszuräumen. Eigentlich ist alles in Gläsern (Konfitüre, Kaffe) oder in Tupperware (Nutella, Nüsse, Rosinen) versorgt. Aber ein Pack mit Chips ist aufgebissen und der Inhalt angeknabbert. Wird sogleich entsorgt.
Wie bloss kriege ich Jerry nach draussen?
Diese Frage stellt sich aber plötzlich nicht mehr, denn Jerry wagt einen todesmutigen Sprung, als sich der eine Zugang zu seinem schützenden Winkel zu sehr lichtet. Leider haben wir die Hecktüre nicht geöffnet, denn dann wäre Jerry bestimmt dort durch abgehauen. So aber rennt er zwischen meinen Beinen durch wieder nach vorne und verschwindet, wie das letzte Mal, ohne dass ich genau sehe wohin.
Diesmal war die Seitentüre offen und es besteht die Chance, dass er sich so verzogen hat, aber sicher sind wir nicht.
Xiaoyan will nicht mehr einsteigen. Wir vorverschieben das Ausräum-Unterfangen. Gemeinsam räumen wir alles aus dem Cockpit aus. Auch alle Ablagen unter den Sitzen werden geleert. Neben dem Fahrersitz ist der Zugang zum Motor. Auch dessen Abdeckung wird hochgeklappt und der ganze Motorenraum durchleuchtet. Aber es gibt wohl noch dutzende von Verstecken, wo sich Jerry vieleicht hingeflüchtet haben könnte.
Einmal mehr hat Tom das Nachsehen.
Wir räumen wieder alles ein und gehen schlafen. Vieleicht ist Jerry ja doch ausgezogen, nachdem ich ihn so unbarmherzig mit der Taschenlampe geblendet habe.
Vom Rest der Nacht gibt es nichts mehr zu berichten

Um 8:00 Uhr stehen wir auf. Heute gibt es Programm, bevor wir weiterziehen. Um 10:15 Uhr fährt unser Zug.
Ganz in der Nähe gibt es eine Spielzeugeisenbahn, die Touristen 110 Höhenmeter auf einen Hügel befördert. Diese Eisenbahn hat sich aus einer Spielerei eines Künstlers entwickelt.
An der Talstation wird einem der Weg gewiesen.

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Anfänglich handelte es sich tatsächlich um eine überdimensionierte Modelleisenbahn. Irgendmal kam die Idee auf, Personen zu transportieren und etwas später liess man die Strecke zertifizieren, damit man Geld verlangen darf.
So gibt es heute verschiedengrosse Zugkompositionen, die insgesamt schon mehr als eine Million Passagiere zum Aussichtspunkt hochbefördert haben.

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Ein paar Mal wendet der Zug mittels Fahrtrichtungswechsel. Aber es gibt auch mehrere Schleifen, um Höhe zu gewinnen.

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Einmalig ist die doppelstöckige Brücke, welche nach so einer Schleife ein zweites Mal überquert wird.

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Auch drei kurze Tunnel sind im Programm enthalten.

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Eine der Zickzack-Wenden befindet sich frei über dem Abgrund.

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Am Ziel erhält man Auskunft über das Projekt und den Künstler, der mittlerweilen 84 Jahre alt ist, und kann den Ausblick geniessen.

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Nach diesem Abenteuer verlassen wir Coromandel Town und die Halbinsel und fahren Richtung Auckland.

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Der Plan ist, Auckland zu durchqueren und den hohen Norden in Angriff zu nehmen.
Zu Beginn ist alles sonnenklar und verständlich ausgeschildert, als wir in die Stadt reinfahren. Aber irgendmal bin ich nur noch schätzungsweise auf der richtigen Route, denn es wird gar nichts mehr signalisiert.
Irgendmal lässt meine Zuversicht nach, da die Strasse immer weniger nach Durchgangsstrasse aussieht. Ich halte an, nehme den Strassenatlas und frage in einem Blumenladen nach, ob ich wirklich da bin, wo ich denke ich sei. Und tatsächlich, ich bin sogar haargenau da, wo ich denke ich sei. Die Transitstrasse (Highway 19) wird an dieser Stelle sogar mit Schwellen verkehrsberuhigt. Nur auf ein paar hundert Metern, durch ein Ladenviertel, dann weitet sie sich wieder. Wahrscheinlich hätte ich diese Stelle auf Highway 19A umfahren können.
Auf alle Fälle kostet uns Auckland mehr als eine Stunde. Das Verkehrsaufkommen ist etwa gleich wie in Zürich. Wir schaffen es wenigstens noch vor der Stosszeit die Stadt zu verlassen. Aber bis nach «Whangarei» würde es nun wohl zu lange dauern. So biegen wir nach Osten ab und steuren für diese Nacht «Orewa Beach» an, welches uns mit einem starken Regenguss empfängt.
Mit «Fish’n’Chips» und einem Hamburger beschliessen wir den Tag.

Das hoffe ich zumindest, ausser Jerry bringe wieder «Action».

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